Altweltkameliden und ihre Nutzung
Kamele als Packtiere:
für Zelte und Jurten, Salz und andere Handelsprodukte
Kamele als Reittiere:
Das Kamel versetzt den Nomaden nicht nur in die Lage, als Fernhändler aufzutreten, sondern es erlaubt ihm auch, weitentfernte Weidegründe zu erspähen, die ihm die Haltung großer Schaf- und Ziegenherden ermöglichen. Kamelrennen sind eine beliebte Unterhaltung.
Kamele als Kriegstiere:
Zum Beispiel gibt es in Rajasthan (Nordwestindien) seit 1465 das Bikaner Camel Corps, das heute Bestandteil der indischen Armee ist. Diese Camel Corps wurde gegen den Boxer-Aufstand (China, 1900), im Somali-Feldzug (1902 - 1904) und in beiden Weltkriegen eingesetzt. Heute ist es durch seine Mitwirkung bei Filmen eine gute Einnahmequelle für die indische Armee.
Kamele als Zugtiere:
Trampeltiere und Dromedare werden einzeln oder zu zweit oder auch zusammen mit einem Rind, Wasserbüffel oder Esel als Zugtiere zum Ziehen von Pflügen und anderen Bodenbearbeitungsgeräten, von Wasserrädern und anderen Wasserförderungsanlagen und von Lasten eingesetzt. Als Zugtiere verwendet man oft kastrierte männliche Tiere.
Kamele als Prestigeobjekte:
Beduinen zählen ihren Reichtum nach Kamelen und geben mit ihren Kamelen so an wie man bei uns mit Superautos angibt:
"Ein Kamelmann ist ein Mann, ein Ziegenmann ist ein halber Mann, ein Rindermann ist gar kein Mann"
Milch:
Beduinen können monatelang ohne Wasser auskommen, indem sie nur Kamelmilch trinken. Kamelkäse, Kamelbutter und andere Kamelmilchprodukte (z.B. dem vergorenen Tschal der Turkmenen) sind wichtige Lebensmittel. Auch moderne Kamelmilchverarbeitung (Melkmaschinen, Molkereien, Vermarktungsorganisationen) setzt sich durch. Kamelmilch ist in Wüstenregionen, wo es kaum Vitamin C enthaltende Pflanzen gibt die wichtigste Quelle für Vitamin C; dabei ist es wichtig, dass die Kamelmilch nicht gekocht wird, da sonst das Vitamin C zerstört wird. In Somali, Äthiopien, Sudan, Mauretanien, Westsahara und Tschad bemüht man sich um die Herauszüchtung von speziellen Milchdromedaren. Besonders hoch ist der Milchertrag bei sogenannten Tulus, d.h. Kreuzungen von Trampeltier und Dromedar.
Fleisch:
Kamelfleisch ist grobfaserig und -- mit Ausnahme des Höckers -- sehr fettarm. Wenn das Alter der Schlachttiere nicht mehr als 5 Jahre ist, ist Kamelfleisch mit magerem Rindfleisch vergleichbar. In vielen Kamelzuchtgebieten gab es Vorschriften, dass Kamele erst im Alter von 15 oder 20 Jahren geschlachtet werden dürfen, damit kein Mangel an Last- und Reitkamelen entsteht. Das sehr sehnige trockene Fleisch alter Dromedare und Trampeltiere wird zu Hackfleisch verarbeitet. Kamelfleisch wird zu Trockenfleisch verarbeitet, auch Würste und Konserven werden aus Kamelfleisch hergestellt. Da Kamele extreme Lebensräume nutzen können sind sie ein durchaus erwägenswerter Fleischlieferant.
Interessant ist, dass beim Kamelfleisch das Essen und nicht das Speisetabu (wie z.B. bei Rind und Schwein) ein Symbol für die Zugehörigkeit zu einer Religion -- dem Islam -- ist.
Wolle:
Sie liefert erstklassige Stoffe. Kamelwolle wird durch Abzupfen beim Fellwechsel oder durch Schur gewonnen. Die Wolle von Jungtieren und weiblichen Tieren ist feiner als das von erwachsenen männlichen Tieren. Kamelwolle wird in drei Sorten eingeteilt:
- Sorte 1: Flaumhaar, fein, fast frei von Grannenhaar (Oberfell): wird zu Mantelstoffen und Decken verarbeitet
- Sorte 2: mit Grannenhaar
- Sorte 3: Grannenhaar
Leder:
Das leder dient u.a. zur Herstellung von Sandalen und Wasserschläuchen. Kamelleder ist von geringer Qualität (wenig reißfest) und unergiebig (ein erwachsenes Dromedar reicht gerade für 6 Paar Sandalen).
Felle:
Sie werden lokal genutzt, haben aber keine große wirtschaftliche Bedeutung.
Urin und Dung:
An kalten Morgen wärmen die Männer ihre Hände in Kamelurin, die Frauen waschen sich damit die Haare und töten so ihre Kopfläuse ab. Der Dung liefert den nötigen Brennstoff.