Knorr's Lamahof

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Altweltkameliden

 

Die verschiedenen Formen des Nomadentum's in der Welt unterscheiden sich beträchtlich voneinander; einen Umstand, der für diese Lebensform verantwortlich ist, kann man jedoch überall vorfinden -- Wassermangel. Ganz gleich, ob es sich um arktische Tundra, die Wälder der Taiga, um Steppe oder Wüste handelt, das Land des Nomaden ist trocken. Ein Großteil dieses Landes kann ohne künstliche Bewässerung gar nicht bestellt werden, und deswegen muss ein Fluss oder ein Brunnen vorhanden sein. Die Sesshaften wohnen aus diesem Grund zusammengedrängt an Flussufern oder in Oasen und machen nur einen geringen Teil des zur Verfügung stehenden Landes urbar. Die Weite dieser trockenen Zone blieb dem Menschen verschlossen, bis er sich Haustiere gezähmt hatte, mit deren Hilfe er sie durchqueren konnte. Mit der Domestizierung von Schafen und Ziegen begann das Nomadentum zuerst im mittleren Osten und in Zentralasien. Jene ersten Hirten trieben ihre Herden jedoch nie weit von den besiedelten Gebieten. Da sie nicht sehr beweglich waren, mussten sie sich auf den Rand der Wüste oder Steppe beschränken. Viele Jahrhunderte später brachte die Domestizierung von Packtieren eine einschneidende Veränderung. Erst der Gebrauch von Esel, Dromedar, Trampeltier oder Pferd ermöglichte eine wahrhaft nomadische Lebensweise. Die Hirten konnten ihre Herden nun weit von den Ansiedlungen der Sesshaften bis in das Innere der Wüste oder Steppe treiben. Diese Gebiete des mittleren Ostens und Zentralasiens beheimateten nun einen neuen Typus von Landwirt, einen, der auf Aussaat verzichtete und seine Felder unter den Hufen seiner Tiere mitnahm. In anderen Weltgegenden hatte die nomadische Lebensweise ihre Grundlage in der Verwendung anderer Haustiere -- des Rens oder Karibus im Norden, des Yak in Tibet und des Bisons und Pferdes in den nordamerikanischen Ebenen. Obwohl diese Tiere sich rein äußerlich beträchtlich voneinander unterscheiden mögen, haben sie doch eines gemeinsam: sie sind in Trockengebieten beheimatet.

Für den Beduinen ist das Kamel die Quelle seines Überlebens in der Wüste. Es spendet ihm Milch und Fleisch und im Notfall kann sein Magensaft den Wanderer vor dem Verdursten retten. Beduinen können monatelang ohne Wasser auskommen, indem sie nur Kamelmilch trinken; Kamele können Wasser aufnehmen, das für den Menschen ungenießbar ist. Aus Kamelwolle werden Stoffe hergestellt, Kameldung liefert den nötigen Brennstoff, Sandalen und Wasserschläuche sind aus Kamelhaut gefertigt. An kalten Morgen waschen die Männer ihre Hände in Kamelurin; die Frauen waschen sich damit die Haare und töten so ihre Kopfläuse ab. Neugeborene werden damit getauft. Die Beduinen zählen ihren Reichtum nach Kamelen, und sie können jedes Kamel ihrer Herde an der Fußspur identifizieren. Die Liste von Kamelnamen je nach Alter, Felltönung Zucht und Gangart ist schier endlos, und nie werden die Beduinen müde, darüber zu reden. Es ist kein Zufall, dass die Verbreitungsgebiete von Dromedar und schwarzem Zelt im großen und ganzen übereinstimmen, denn nur diese Kamelart kann ein so schweres Zelt auf seinem Rücken tragen. Darüberhinaus versetzt es den Nomaden in die Lage, weitentfernte Weidegründe, die ihm die Haltung großer Schaf- und Ziegenherden ermöglichen. Damit erhält er Wolle und Ziegenhaare für das Zelt und seine Ausstattung. Diese drei Tiere - Kamel, Schaf und Ziege - stellen die Grundlage des im Mittleren Osten verbreiteten Nomadentum's dar.

Die Haustierformen von Kamel und Dromedar haben in weiten Gebieten ihres Vorkommens bemerkenswert festliegende Paarungszeiten, das Hauskamel vor allem im Februar und März, das Dromedar wenigstens im Norden seines Verbreitungsgebiets von Januar bis März. Die Hengste sind dann oft sehr angriffslustig, mit ihrem mächtigen Gebiss können sie auch Menschen gefährlich verletzen und töten. Die Schwangerschaft dauert 365 bis 440 Tage, also zwölf bis vierzehn Monate, die Stute bringt - im Stehen stets nur ein Fohlen zur Welt. Nach zwei bis drei Stunden beginnt das Kleine zu laufen; erst in gemischtem Kreuz- und Passgang, spätestens vom zweiten Lebenstag an im sicheren Passgang der Alten. Die Kamelstute säugt ihr Kind weit über ein Jahr lang. Wenn man sie melkt, kann man täglich etwa vierdreiviertel Liter Milch erhalten, von einer Dromedarstute sogar acht bis zehn Liter. Nach einer von Grzimek vorgenommenen Untersuchung hat Kamelmilch 6,4 v. H. Fett, 4,5 v. H. Milchzucker, 6,3 v. H. Stickstoffsubstanz und o,9 v. H. Asche.

In den Ländern, in denen die beiden Kamelarten nebeneinander vorkommen, züchtet man auch regelmäßig Mischlinge. Sie sind oft größer und stärker als ihre Eltern. Doch sollen diese Kreuzungstiere untereinander unfruchtbar sein oder nur schwächliche Nachkommen haben. Man kreuzt deshalb die Ausgangsarten immer wieder neu oder verpaart die Mischlinge mit reinblütigen Tieren.

 

Tierisches
Lustiges

 

 

Verbreitungsgebiet Kamele
Ansicht Nord-Afrika und Asien